Sammy und Ibrahim

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an die Geschichte von Carlos. Auch in Kroatien, genau gesagt auf der Wanderung außerhalb von Rijeka, bin ich auch auf zwei seltsame Typen gestoßen. An einer „Stufe“ in einem fast trocknen Flußbett saßen zwei Männer. Als ich kurz stehen blieb, um ein Foto zu machen (s. letzter Beitrag) sagte einer der beiden etwas auf kroatisch zu mir. Ich antwortete, dass ich ihn nicht verstehe und fragte ob er Englisch spricht. Nur einer der beiden – Sammy – konnte Englisch. Er sagte mir dann er will mir alte zerfallene Gebäude, die ganz in der Nähe im Wald stehen, zeigen – etwas vergleichbar mit Carlos. So etwas hatte ich auf den Weg vorher schon entdeckt. Daher war ich interessiert mehr zu sehen. Natürlich bedenklich zwei Fremden in den Wald zu folgen. Aber die zwei waren offensichtlich angetrunken und ich hatte eine Art Wanderstock dabei. Im Zweifelsfall hätte ich mich gegen die beiden verteidigen können. Eigentlich dachte ich aber nicht, dass etwas passiert. Durch andere Begegnungen bin ich mittlerweile eher unerschrocken bzw. kann die Situation einschätzen.
Es stellte sich allerdings heraus, dass dort in der Nähe keine Gebäude bzw. Ruinen zu finden waren. Sammy hatte dies offenbar mit denen verwechselt, die weiter weg stehen. Hätte ich mir auch denken können, bei dem besagten Alkoholpegel. Als wir dann zurück an der Stufe waren hatten die beiden mich noch gebeten, ein Schreiben an Ibrahim in deutscher Sprache zu übersetzen. Allerdings war dies im Auto wozu wir noch ein Stück Weg zurücklaufen mussten. Eigentlich hatte mich die erste Aktion schon unnötig Zeit gekostet, aber aus reiner Gutmütigkeit hab ich geholfen.
In dem Schreiben ging es um die Zahlung einer Summe von rund 1000 € in einer Strafsache. Die Strafsache selbst wurde nicht genannt. Vermutlich etwas harmloses – vielleicht Schwarzarbeit, sie sagten es nicht, ich fragte nicht, ggf. haben die beiden bzw. Ibrahim es gar nicht verstanden mangels Deutschkenntnisse. Wie mir Sammy bereits erklärt hatte, sind die beiden zwecks Arbeit hin und weider in Deutschland. Und hier wurde Ibrahim also kürzlich verurteilt. Die Frist für die Zahlung war bereits abgelaufen. Angeblich ist die Post bei Ibrahim aber zu spät angekommen. Nun baten mich die beiden eine deutsche gerichtliche Nummer auf dem Schreiben anzurufen, um Klarheit in der Sache zu bekommen. In dem Gespräch stellte sich heraus, dass die Post über eine dritte Person nach Kroatien geleitet wurde, da dem Gericht kein Aufenthaltsort von Ibrahim bekannt war. Dann gab mir Ibrahim eine entsprechende Adresse, die ich also am Telefon weitergab. Zudem wollter er, dass ich eine Ratenzahlung vereinbare, was auch gelang.
Wieder mal spielte sich also ein verrücktes Geschehen ab. Und zu guter letzt wolllten die beiden, dass ich sofort mit ihnen zum Dank Essen und Trinken gehe. Aber aufgrund der Tatsache, dass es sich um mindestens einen (wohl harmlosen) verurteilten Starftäter handelt, und ich mit einem betrunkenen am Steuer hätte fahren sollen, habe ich dankend abgelehnt und bin weiter gewandert.